Zu Tode gefoltert?

14. Januar 2014

Am 20.1.1939 kam Johann Gahr im damaligen Oberamtsgefängnis Göppingen im Verhör zu Tode. Mehrere Indizien sprechen dafür, dass die Nazis sich an dem bekannten Göppinger Antifaschisten rächten. Vor der heutigen Jugendarrestanstalt ist im Pflaster ein sogenannter Stolperstein für ihn eingelassen. Zu einer Aufklärung über seinen Tod ist es nie gekommen.

Deshalb laden die VVN-BdA und die Antifaschistische Gruppe Göppingen zu einer Gedenkkundgebung ein. Diese findet am Montag, den 20.1. um 20 Uhr statt. Versammlungsort ist vor der Jugendarrestanstalt, oberhalb der Pfarrstraße. Es werden reden: Janka Kluge, die Landessprecherin der VVN-BdA, Klaus Maier-Rubner von der Stolpersteininitiative Göppingen sowie Sonja Müller, die Enkelin von Gahr. Herr Maier-Rubner wird seine neuesten Forschungsergebnisse präsentieren. Darunter zum ersten Mal für die Öffentlichkeit, wie es durch Denunziation zur Verhaftung von Gahr gekommen ist und wer daran beteiligt war.

Wer war Johann Gahr? Johann Gahr galt als Autoritätsperson in der Göppinger Arbeiterschaft. Er war maßgeblich an den Protesten gegen eine Versammlung der NSDAP im Dezember 1922 beteiligt. Die Blockade des Veranstaltungsortes und das Vertreiben des aus München angereisten SA-Trupp wurde später als Schlacht am Walfischkeller bekannt. Verhaftet wurde der damalige Rentner wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“: Er habe eine antifaschistische Schrift weitergereicht. Ein Tag später war er tot, Selbstmord durch Erhängen lautete die offizielle Erklärung. Sein Frau schrieb 1946 ans Amt für Wiedergutmachung, niemand in der Göppinger Bevölkerung glaube daran. Sie nennt mehrere Hinweise, darunter Schlagstockspuren am Kopf der Leiche ihres Mannes.