Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg auf dem KZ-Friedhof Birnau

geschrieben von VVN-BdA Ravensburg/Oberschwaben

8. Mai 2012

Am 28.04.1944 wurde Friedrichshafen bombardiert, da dort Rüstungsbetriebe wie Luftschiffbau Zeppelin, Maybach-Motorenwerke, Dornier und Zahnradfabrik ZF für die Kriegsmaschinerie des Dritten Reiches produzierten. Das Reichsministerium für Rüstungs- und Kriegsproduktion in Berlin verfügte die sofortige „bombensichere“ Unterbringung dieser Produktion. Als Ort wurde der Überlinger Molassefelsen ausgemacht. Dieses weiche Gestein war relativ leicht zu bearbeiten und bot durch seine physikalischen Eigenschaften optimalen Schutz gegen Bomben und Luftangriffe. Das Bauvorhaben erhielt den Fantasienamen „Magnesit“. Er sollte den Zweck der Arbeiten möglichst geheim halten. Als Arbeitskräfte wurden Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau eingesetzt, die im Herbst 1944 ein eigenes Konzentrationslager nordwestlich von Überlingen beim Dörfchen Aufkirch bauen mußten.

Im KZ waren durchschnittlich 700-800 Häftlinge, die in 7 Monaten einen nahezu 4 km langen Stollen in den Molassefelsen sprengten. Noch bevor die Stollenanlage fertiggestellt wurde, erreichten die französischen Truppen im April 1945 den Bodensee. Es konnte nicht mehr mit der Produktion von Kriegsgeräten und Rüstungsgütern in der Anlage begonnen. Etwa 180 Häftlinge überlebten die Strapazen der Arbeit nicht und starben. 97 wurden 1946 auf Veranlassung der Franzosen auf dem KZ-Friedhof bei Birnau beigesetzt, nachdem sie mehr als ein Jahr in einem Massengrab verscharrt waren. Ein Großteil davon stammt aus Italien und dem ehemaligen Jugoslawien. Teilweise sind sie namentlich bekannt.

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen VVN-BdA Ravensburg pflegt zusammen mit den örtlichen Gewerkschaften seit Jahrzehnten das Gedenken an die Menschen, die in diesem Stollen arbeiten bzw. ihr Leben lassen mussten. Jedes Jahr organisiert die VVN-BdA auf dem KZ-Friedhof in Birnau bei Überlingen eine Gedenkfeier. Seit vielen Jahren nehmen regelmäßig auch Widerstandskämpfer/innen und KZ- Häftlinge aus Italien, Slowenien und andere Ländern an der Gedenkfeier teil. Dadurch sind internationale freundschaftliche Beziehungen entstanden, aber auch gegenseitiger Einblick in die Geschichte und in den Umgang mit ihr heute.

Die jährliche Gedenkfeier der VVN-BdA Ravensburg-Oberschwaben soll die Opfer des Faschismus ehren. Sie steht für Frieden und Abrüstung, soziale Gerechtigkeit und Völkerfreundschaft: Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg KZ-Friedhof Birnau Samstag, 12. Mai 2012

14:00 Uhr Überlingen-West Führung Goldbacher Stollen mit Oswald Burger

Treffpunkt zur Stollenführung: Stolleneingang, Obere Bahnhofstraße, neben „Wirtshaus zum Felsen“. Bitte Parkmöglichkeiten auf dem Parkplatz „Bahnhof, Therme“, Bahnhofstraße nutzen.

17:00 Uhr KZ-Friedhof Birnau Gedenkfeier mit Cornelia Kerth (Bundesvorsitzende der VVN-BdA) und mit Carlo Pestelli (Liedermacher aus Turin)

Freitag, 11. Mai 2012 19:00 Uhr Konstanz, K9 Lesung „Einmal Partisan – immer Partisan“ mit Jürgen Weber ab 20:30 Uhr Konzert mit Carlo Pestelli

Veranstaltet von und mit

• Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA Bodensee-Oberschwaben und Singen-Konstanz)

• DGB Region Südwürttemberg

• IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben

• IG Metall Singen

• ver.di Bezirk Oberschwaben

• ver.di Bezirk Schwarzwald-Bodensee