Erfolgreiche Kundgebung gegen Naziumtriebe in Deizisau

31. Juli 2014

web_ES19072014vsAm 19. Juli versammelten sich etwa 90 AntifaschistInnen bei strahlendem Sonnenschein zu einer Kundgebung vor dem Rathaus in Deizisau bei Esslingen. Anlass waren die vermehrten Aktivitäten der selbsternannten „Freien Nationalisten Esslingen“ (kurz: „FNES“) vor Ort. Die folgende Rede wurde von der Antifa Esslingen gehalten.

„Liebe Besucherinnen und Besucher der Kundgebung,

wir sind heute hier, um auf die jüngsten Entwicklungen und Aktivitäten der regionalen Neonaziszene aufmerksam zu machen und über deren Strukturen aufzuklären.

Die „Freien Nationalisten Esslingen“ (kurz „FNES“) sind eine seit Anfang 2013 aktive Gruppe junger Neonazis, die aus dem Kreis Esslingen stammen. Sie fallen immer wieder durch Hetzereien und Drohungen gegen Asylsuchende, Menschen mit Migrationshintergrund, politisch Andersdenkende und alternative Jugendliche auf.

Beispielsweise versuchten die „FNES“ Anfang diesen Jahres in Wendlingen bezüglich der geplanten Unterkunft für Geflüchtete gezielt, die Stimmung rund um die Diskussion zur Flüchtlingsunterbringung anzuheizen, um damit die Unsicherheiten der dort lebenden Menschen für ihre rassistischen Interessen zu missbrauchen und Angst vor dem vermeintlich Fremden zu schüren. Sie hetzten bereits in der Vergangenheit im Internet und in verteilten Flugblättern mit Slogans wie „Multikulturell gleich Mutlikriminell“ gegen alle Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen. Die Asylbewerberinnen und Asylbewerber werden somit allesamt als kriminelle Ausländer diskreditiert.

Die Neonazis aus dem Landkreis Esslingen sind eng vernetzt mit den „Autonomen Nationalisten Göppingen“. Beide Gruppen führen immer wieder gemeinsame Aktionen durch. Bei den „Autonomen Nationalisten Göppingen“ kam es im Februar diesen Jahres zu Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Es wurde ein Verfahren wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ eingeleitet. Vorgeworfen werden ihnen zahlreiche Straftaten wie Sachbeschädigungen, gefährliche Körperverletzungen, Volksverhetzung und Verstöße gegen das Waffengesetz zur Durchsetzung ihrer verfassungsfeindlichen Ziele. Die „FNES“ solidarisierten sich auch nach der Verhaftung mit den Göppinger Neonazis. So veranstalteten sie kurz darauf eine Kundgebung in Göppingen unter dem Motto „Freiheit für alle Nationalisten“.

Um Nachwuchs zu akquirieren haben die „FNES“ an Schulen im Kreis sogenannte Schulhof-CDs verteilt und gezielt Jugendliche angesprochen.

Doch es bleibt nicht nur beim Verteilen von Flyern und CDs: mehrfach bedrohten sie einen alternativen Jugendlichen und riefen öffentlich zu dessen Mord auf.

Außerdem griffen sie ein alternatives Wohnprojekt an, indem sie Fensterscheiben mit Steinen einwarfen.

Aktuell werden junge Menschen, die sich gegen diese Neonazis engagieren, immer wieder beleidigt, bedroht und verfolgt, auch gab es Einschüchterungsversuche in deren Wohnumfeld.
Auf bundesweiten Naziaufmärschen, wie z.B. in Magdeburg im Januar 2014 oder auch auf den homophoben und rechtsgesinnten Demos gegen den Bildungsplan in Stuttgart, treten sie im Schulterschluss mit der NPD und anderen rechten Netzwerken auf, um ihr menschenverachtendes Weltbild zu verbreiten.

Von öffentlicher Seite wird ihnen bislang kaum Widerstand entgegengesetzt und ihr Gefahrenpotential heruntergespielt. Ein Sprecher der zuständigen Polizeistelle bezeichnete die Freien Nationalisten Esslingen als „eine Gruppierung, die einfach ihre Meinung kundtut“.

Bereits am 10. Mai diesen Jahres veranstalteten wir eine Kundgebungstour durch Nürtingen, Wendlingen und Altbach. Ziel der Kundgebungen war es, eine breite Öffentlichkeit für das Naziproblem zu schaffen, antifaschistische Präsenz zu zeigen und ein Zeichen gegen menschenverachtende Hetze zu setzen. Hierbei gelang es, mit Menschen im Ort ins Gespräch zu kommen und diese zu informieren.

Während der Kundgebung in Altbach versuchten ortsansässige und angereiste Nazis immer wieder die Kundgebung anzugreifen. Dies konnte durch entschlossenes Handeln der Kundgebungsteilnehmer_innen verhindert werden.
Besonders erschreckend war, wie sicher sich die Rechten fühlten und sogar unmittelbar vor der Polizeikette vermummt und teilweise bewaffnet provozierten und versuchten, aggressiv an den Kundgebungsort zu gelangen.

Letztendlich wurden die Nazis festgenommen und vom Kundgebungsort entfernt.

In Altbach offenbarten die Nazis an diesem Tag der breiten Öffentlichkeit, dass sie sogar bereit sind, ihre Drohungen mit Waffengewalt in die Tat umzusetzen. Es wurden ein Schlagring und ein Messer beschlagnahmt.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger waren schockiert von der Aggressivität und dem Ausmaß der Gewaltbereitschaft der störenden Neonazis. Dies zeigte sich in Gesprächen mit den Kundgebungsteilnehmer_innen.
Bereits am selben Abend kam es erneut zu gewalttätigen Übergriffen von Neonazis auf einen alternativen Jugendlichen, der sich auf dem Nachhauseweg befand. Auch wurden die Reifen seines Autos zerstochen.
Um an die Kundgebungstour vom 10. Mai anzuknüpfen, haben wir uns entschlossen, auch hier in Deizisau über die Neonazis vor Ort zu informieren und kontinuierlich präsent zu sein.

Es gilt weiterhin, sich entschlossen und solidarisch solchen Umtrieben entgegenzustellen.

Mit der heutigen Kundgebung in Deizisau wollen wir zeigen, dass diese menschenverachtende Hetze nicht geduldet werden darf, nicht im Kreis Esslingen und auch sonst nirgendwo!“

Schluss mit dem Krieg – Frieden für Palästinenser und Israel

25. Juli 2014

Die Waffen nieder! Verhandeln statt schießen!

Antisemitischer Hetze entgegentreten!

Wir können nicht akzeptieren, dass die berechtigte Kritik an der Politik der israelischen Regierung mit antisemitischen Hetzparolen verbunden wird. Viele unserer Kamerad_innen sind Überlebende des Holocaust und erleben derartige Angriffe als persönliche Bedrohung. Wir versichern allen  Jüdinnen und Juden in Deutschland unsere uneingeschränkte Solidarität.

Die VVN-BdA verurteilt die erneute Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Einmal mehr wird jede Chance auf eine friedliche Lösung für die Menschen in Israel und Palästina der militärischen Logik geopfert.

Wir verurteilen die Politik der Regierung Netanjahu, in jeder Konfliktsituation sofort massive Militärgewalt anzuwenden. Durch Luftangriffe und Bodentruppen sind bereits hunderte Zivilisten bei israelischen Angriffen auf Gaza gestorben. Das Ergebnis ist erneut eine humanitäre Katastrophe, die die einfache Bevölkerung trifft.

Gleichermaßen verurteilen wir, dass die Hamas mit ihrem ständigen Beschuss israelischer Siedlungen aus dicht bewohntem Gebiet Bewohner Israels bedroht und die eigene Bevölkerung zur Zielscheibe macht. Wir haben kein Verständnis für die Zurückweisung der Feuerpause.

Wir haben in unserer Organisation niemals Zweifel am Existenzrecht des Staates Israel gelassen.   Gleichzeitig stehen wir – gemäß der UNO – Resolutionen – zur Forderung der Räumung der besetzten Gebiete und zum Recht des palästinensischen Volkes auf einen eigenen Staat. Beides setzt aber Verhandlungen und Friedenswillen voraus, nicht Krieg. Beide Seiten müssen sich aufeinander zu bewegen. Der fortgesetzte Bau israelischer Siedlungen in den besetzten Gebieten ist eine dauernde Anheizung des Konfliktes.

Die VVN-BdA unterstützt demgegenüber die Friedenskräfte in der Region, wie z.B. Gush Shalom, die mit einem Friedensbus von Jerusalem nach Gaza gefahren sind, von dem aus sie Botschaften des Friedens und der Verständigung senden.

Mit ihnen gemeinsam fordern wir einen sofortigen Stopp aller militärischen Aktivitäten.

Dies betrifft das Bombardement und die Bodenangriffe der israelischen Truppen in Gaza ebenso wie die Raketenangriffe der Hamas auf israelische Siedlungen.

Wir trauern um die Opfer dieses Krieges. Wir erwarten, dass die Bundesregierung und die internationale Staatengemeinschaft sich endlich energisch dafür einsetzen, dass Verhandlungen über einen Friedensprozess in Gang kommen, wie sie von arabischen Staaten mehrfach versucht wurden – und zwar unter Einschluss der Hamas. Von der Hamas erwarten wir endlich die eindeutige Anerkennung des Existenzrechts des Staates Israel.

Wir werden auch weiterhin jeder Art von Rassismus und Antisemitismus energisch entgegentreten.

Quelle: Erklärung des Bundessprecherkreises der VVN-BDA vom 25.07.2014

Naziumtriebe im Kreis Esslingen stoppen!

10. Juli 2014

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web_ES19072014vsSeit 2013 gibt es im Kreis Esslingen eine aktive Naziszene. Die Neonazis fallen immer wieder durch Hetze und Drohungen gegen Asylsuchende und Menschen, die nicht in ihr faschistisches Weltbild passen, auf. Die Nazis treten als „Freie Nationalisten Esslingen“ (FNES) in Erscheinung.

Beispielsweise In Wendlingen und Nürtingen verteilten die FNES Flugblätter, um gegen dort lebende Flüchtlinge zu hetzen und die allgemeine rassistische Stimmung für sich zu nutzen. Sie verunglimpften die geflüchteten Menschen als “kriminelle Ausländer” und versuchten mit der Warnung vor einer angeblichen Asylflut die Anwohner in Panik zu versetzen.

An Schulhöfen verteilten die Neonazis die bekannten Schulhof- CDs, ein beliebtes Mittel der Faschisten, um gezielt Jugendliche anzusprechen und für ihre Sache zu gewinnen. Bei den Flyer- und CD- Verteilaktionen blieb es jedoch nicht: mehrere alternative Jugendliche aus dem Kreis Esslingen werden gezielt bedroht und öffentlich zu deren Mord aufgerufen. Sie warfen die Fenster eines alternativen Wohnprojekts ein und bewarfen dessen Fassade mit Farbe. Auch auf bundesweiten Naziaufmärschen, wie z.B. in Dresden im Juni 2014 oder auf den homophoben und rechtsgesinnten Demos gegen den Bildungsplan in Stuttgart, treten sie im Schulterschluss mit der NPD und anderen rechten Organisationen auf.

Die Freien Nationalisten Esslingen sind sehr gut mit den Autonomen Nationalisten Göppingen vernetzt: beide Gruppen führen immer wieder gemeinsame Aktionen durch. Gegen die Autonomen Nationalisten Göppingen läuft gerade ein Verfahren wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung. Weitere Vorwürfe sind Waffenbesitz, gefährliche Körperverletzung und Volksverhetzung. Durch personelle Überschneidungen kam es im Zuge der Ermittlungen auch zu Hausdurchsuchungen bei den Freien Nationalisten Esslingen.

Um diesen Entwicklungen zu begegnen fand am 10.Mai im Kreis Esslingen eine erfolgreiche und gut besuchte antifaschistische Kundgebungstour statt. Ziel war es, die Menschen über die Freien Nationalisten Esslingen zu informieren und deutlich zu machen, dass wir keine rassistische und faschistische Hetze dulden.

Am Rande der Kundgebungen pöbelte eine handvoll vermummter Nazis gegen die KundgebungsteilnehmerInnen. Hinter einer sie schützenden Polizeikette riefen sie Parolen gegen die anwesenden AntifaschistInnen. Diese ließen sich dadurch jedoch nicht beirren und zeigten deutlich, dass sie einen Abbruch oder ein Herankommen der Nazis an die Kundgebung nicht zulassen werden.

Bewaffnet waren die bekannten Faschisten der FNES unter anderem mit einem Schlagring und einem Messer, sie wurden zu einem späteren Zeitpunkt festgenommen.

Auch dies bekräftigt die Notwendigkeit kontinuierlichen antifaschistischen Widerstands im Kreis Esslingen.

Um an den Erfolg der vergangenen antifaschistischen Kundgebungstour anzuknüpfen, wird es am Samstag, den 19. Juli, auf dem Marktplatz in Deizisau eine weitere Kundgebung gegen die Freien Nationalisten Esslingen geben.

Schon lange ist bekannt, dass gerade dort Hauptakteure der Freien Nationalisten Esslingen wohnen und agieren. In den letzten Wochen kam es immer wieder zu Übegriffen und Bedrohungen seitens der Nazis auf Andersdenkende. Aus diesem Grund wollen wir im Juli nochmal im Kreis Esslingen auf die Straße gehen, um ihnen entschlossen entgegnzutreten.

Von bürgerlicher Seite wird den Faschisten nach wie vor kaum Widerstand entgegengesetzt und das gewalttätige Potential der Nazis heruntergespielt. Dass der Staat nicht gerne nach Rechts schaut, haben nicht zuletzt die „Ermittlungspannen“ um den “Nationalsozialistischen Untergrund” (NSU) gezeigt. Deshalb gilt es sich entschlossen und solidarisch solchen Umtrieben entgegenzustellen.

Lasst uns an den Erfolg der vergangenen antifaschistischen Kundgebungstour anknüpfen!

Kommt am Samstag, den 19. Juli um 10:30 nach Deizisau auf den Marktplatz und zeigt, dass Nazis weder im Kreis Esslingen noch sonst irgendwo willkommen sind!

Treffpunkte für gemeinsame Anreise:

Stuttgart | 9:40 Uhr | Hbf Polizeirevier

Esslingen | 10:00 Uhr | Bahnhof

Unterstützende Organsiationen: Antifa Esslingen, Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart, Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS), Die Linke KV Esslingen, Initiative Rems-Murr Nazifrei, Linksjugend [´solid] Esslingen, OAB Kirchheim, VVN-BdA KV Esslingen

NSU: Blick in den Abgrund. Konsequenzen aus dem NSU-Komplex

1. Juli 2014

Hinter dem Agieren des NSU und seines wohl mehrere Hundert Personen umfassenden UnterstützerInnen-Netzwerks öffnete sich das Panorama des wohl größten Geheimdienstskandals der Geschichte der BRD und eines unvorstellbaren behördlichen Rassismus in den Mordermittlungen. Wie weit staatliche Verstrickung in das Geschehen gegangen ist, ist bis heute nicht ansatzweise geklärt.

Die Verstrickungen des NSU reichen tief bis nach Baden-Württemberg. Hier fand der immer noch mit Fragezeichen versehende Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter statt. Hier existierte eine Ku-Klux-Klan-Gruppe in Schwäbisch Hall, deren Anführer auf einer Kontaktliste des NSU stand und in der zwei Kollegen von Kiesewetter aktiv waren. Und hierhin reichten auch direkte Kontakte des NSU.

Thomas Moser, der sich journalistisch seit langer Zeit mit dem NSU beschäftigt und u.a. den Untersuchungsausschuss im Bundestag hierzu intensiv beobachtet hat und Friedrich Burschel, der als Prozessbeobachter den Prozess gegen Beate Zschäpe in München seit dessen Beginn verfolgt, fragen nach Stand und Konsequenzen der strafrechtlichen Ermittlungen und nach den politischen Konsequenzen – nicht zuletzt für die baden-württembergische Landespolitik. Moderiert wird die Veranstaltung von Janka Kluge von der VVN-BdA Kreisvereinigung Stuttgart.

Veranstaltung in Kooperation mit den AnStiftern und der VVN-BdA Kreisvereinigung Stuttgart

Montag, 7. Juli Württembergischer Kunstverein, Glastrakt, Stuttgart Schlossplatz 2 70173 Stuttgart Mit: Thomas Moser, Friedrich Burschel

Kirchheim: Vortrag und Diskussion mit Robert Andreasch zum NSU

1. Juli 2014

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imageZweieinhalb Jahre sind vergangen, seit sich der “Nationalsozialistische Untergrund” (NSU) im November 2011 selbst enttarnte. Antifaschist_innen, Journalist_innen und Politiker_innen in Untersuchungsausschüssen versuchten seither, mehr Erkenntnisse zu gewinnen: was der NSU denn gewesen ist, wer ihm zugerechnet werden muss und wer alles zu den Unterstützer_innen zählt. Eine Menge Fragen hat sich seither aufgetan: zum Rechtsterrorismus, zum institutionellen Rassismus, zum gesellschaftlichen Rassismus (der verhinderte, dass sich mehr Menschen mit den Angehörigen der Opfer solidarisiert oder kritisch nachgefragt hätten), zu den Verstrickungen von Polizei und Inlandsgeheimdiensten mit der Neonaziszene u. v. a.

Seit einem Jahr läuft am Oberlandesgericht München der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier Unterstützer des NSU. 300 Zeug_innen und Sachverständige wurden bisher gehört. Doch welche Aufklärung kann so ein Strafprozess überhaupt leisten? Wo steht der Prozess heute? Welche Rolle spielen der Senat, die Bundesanwaltschaft, die Verteidiger_innen der Angeklagten? Kann sich die Ansicht der Bundesanwaltschaft, der NSU sei ein isoliert mordendes Killer-”Trio” gewesen, durchsetzen? Schaffen es die Nebenklagevertreter_innen, die Beziehungen zu den lokalen militanten Neonaziszenen und das Verhalten von Geheimdiensten und Ermittlungsbehörden zu thematisieren?

Robert Andreasch, der am 08.07.2014 um 19:00 im Mehrgenerationenhaus Linde in Kirchheim Teck über den NSU-Komplex referieren wird, arbeitet seit fünfzehn Jahren als Fachjournalist über die extreme Rechte in Süddeutschland. Für die “Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München” (a.i.d.a. e.V.) und die bundesweite Initiative “NSU-watch” beobachtet er die Verhandlungstage im “NSU-Prozess” vor dem Münchner OLG.

Veranstalter:

Offenes antifaschistisches Bündnis Kirchheim Teck (oaB)
DGB Ortsverband Kirchheim Teck

28. Juni 2014: Bündnis ruft zur Blockade von rechter Demo auf

27. Juni 2014

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ggra28062014Die VVN-BdA Kreisvereinigung Esslingen unterstützt den Protest gegen die für morgen in Stuttgart von verschiedenen rechten und reaktionären Kräften geplante Demonstration. Dazu erschien heute eine Pressemitteilung des Bündnisses  „Gegen rechte Allianzen!“:

Verschiedene linke und antifaschistische Kräfte, darunter das Netzwerk gegen Rechts Stuttgart und das Bündnis „Gegen rechte Allianzen!“, rufen zu Protesten gegen eine geplante rechte Demonstration am 28. Juni 2014 in Stuttgart auf.

Für den 28. Juni 2014 plant erneut ein Bündnis aus Evangelikalen, Rechtspopulisten und rechten Internetnetzwerken einen Marsch durch die Stuttgarter Innenstadt. Der um 15.30 Uhr am Schillerplatz beginnende Aufzug steht unter dem Motto „Demo für Alle“ und richtet sich gegen die Pläne der grün-roten Landesregierung sexuelle Vielfalt im Unterricht zu thematisieren.

Die am kommenden Samstag geplante Demonstration ist nicht die erste ihrer Art in Stuttgart. Bereits zu Begin der Monate Februar, März und April diesen Jahres waren jeweils mehrere hundert Menschen ähnlichen Aufrufen gefolgt und hatten in Stuttgart gegen den Bildungsplan demonstriert. Auf nahezu allen Demonstrationen duldeten die Organisatoren wissentlich Mitglieder und Funktionäre der faschistischen Parteien NPD und DIE RECHTE.

Auslöser der rechten Aufmärsche ist die Petition eines Realschulehrers aus dem Schwarzwald die sich gegen den Bildungsplan 2015 richtet. Evangelikale Netzwerke, das rechte Internetnetzwerk PI-News und verschiedenste kleinere rechte Zusammenschlüssse griffen die Petition auf und organisierten Demonstrationen in den baden-württembergischen Landeshauptstadt. Unterstützung erhielten sie dabei auch von der parlamentarischen Oposition. CDU-Fraktionschef Hauk und verschiedene FDP-Mitglieder richteten Grußworte an die rechten Aufmärsche. Die durch die Petition und die Demonstration ausgelösten Druck sorgte im April 2014 für ein Zurückrudern der Landesregierung unter Winfried Kretschmann.

Marek Uhlmann, Sprecher des Bündnis „Gegen rechte Allianzen!“, erklärt dazu: „Mit dem Einknicken der Landesregierung Anfang April haben die Initiatoren ihr erklärtes Ziel erreicht. Die neuerliche Demonstration am jetzigen Samstag ist umso mehr ein Zeichen für die weitergehende politische Einigkeit der Organisatoren. Evangelikale, die rechtspopulistische AfD und rechte Internetnetzwerke zielen auf einen Rechtsruck in zentralen gesellschaftlichen Fragen. Dazu gehören neben der Akzeptanz für unterschiedliche sexuelle Orientierung auch die Rolle der Frau und Fragen rund um das moderne Familienbild.“

Schon zu Beginn der Auseinandersetzung um den Bildungsplan riefen verschiedene antifaschistische und linke Gruppen, Parteigliederungen und LSBTTIQ-Gruppen zu Protesten gegen die rechten Demonstrationen auf. Jeweils mehrere hundert Menschen beteiligten sich an Gegenaktionen und sorgten im Februar für den Abbruch des Aufmarsches. Im April 2014 verhinderte eine Sitzblockade den Marsch der rechten durch den Innenstadtbereich am Rotebühlplatz.

Für den 28. Juni 2014 ruft das Bündnis „Gegen rechte Allianzen“ zur Blockade der rechten Demonstration auf. Treffpunkt für die Gegenproteste ist um 13.30 Uhr am Stauffenbergplatz.

Marek Uhlmann, Sprecher des Bündnis „Gegen rechte Allianzen!“, erklärt dazu: „Bereits zum vierten Mal wollen christliche Fundamentalisten und Rechte am Samstag durch die Stuttgarter Innenstadt ziehen – das gilt es zu verhindern. Gemeinsam mit vielen anderen werden wir uns dem rückwärtsgewandten Treiben in den Weg stellen und die rechte Demonstration verhindern!“

Quelle: Pressemitteilung

Aufruf für die Proteste am 28. Juni 2014 in Stuttgart

22. Juni 2014

Am 28. Juni wollen in Stuttgart erneut homophobe und rechte Gruppierungen demonstrieren. Die verschiedene Spektren der politischen Rechten vereinen sich. Neonazis werden auf den Demonstrationen wissentlich geduldet und akzeptiert. RechtspopulistInnen wie die selbsternannte „Alternative für Deutschland“ (AfD) oder das rechte Internetportal Pi-News nutzen die „Demo für Alle“ um sich in den verschiedenen Kreisen der Allianz zu etablieren!

Stuttgart bleibt bunt! Rechte Allianzen verhindern!
Samstag, 28 Juni, 13:30 Uhr Stauffenbergplatz, Anlaufpunkt für den gemeinsamen Protest
Tragt die Infos weiter und bringt Freundinnen und Freunde mit!

Was?

Am Samstag, den 28. Juni soll es erneut einen Aufmarsch gegen sexuelle Vielfalt und Homosexuelle geben. Menschen aus verschiedenen konservativen und rechtspopulistischen Kreisen gehen hier gemeinsam mit religiösen FanatikerInnen und offen auftretenden FaschistInnen auf die Straße. Sie vereint ein gemeinsamer Hass auf Alternativen zum traditionellen Familienbild aus Mann, Frau und Kindern. Andere sexuelle Orientierungen und Lebensformen werden diskriminiert und eine kritische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen soll verhindert werden. Diese sexistischen Inhalte werden mit rechtspopulistischen Phrasen und wirren Forderungen vermischt, wie beispielsweise „Kein Pornounterricht für Kinder“.

Warum machen die das? Und warum ist das gefährlich?

Gemeinsam werden reaktionäre Inhalte von einer rechten Allianz in die Öffentlichkeit getragen. Verschiedene Spektren der politischen Rechten vereinen sich. Neonazis werden auf den Demonstrationen wissentlich geduldet und akzeptiert. RechtspopulistInnen wie die selbsternannte Alternative für Deutschland (AfD) oder das rechte Internetportal Pi-News nutzen die „Demo für Alle“ um sich in den verschiedenen Kreisen der Allianz zu etablieren! Die „Demo für alle“ ist ein rechtes Konzept aus Frankreich, bei dem hunderttausende gegen die „Homoehe“ demonstrierten und es im Anschluss zu pogromähnlichen Zuständen kam. In der Politik und in den Medien wurde meist von einem „Kulturkampf“ zwischen „BilungsplangegnerInnen“ und „BildungsplanbefürworterInnen“ gesprochen und so die rechte Hetze mit legitimem Protest gleichgesetzt und legitimiert.

Was gab es bisher?

Seit Februar 2014 gab es mittlerweile drei Demonstrationen dieser rechten Allianz. Jedes Mal gab es vielseitigen Protest dagegen. Die erste homophobe Demonstration Anfang Februar wurde erfolgreich blockiert, im April musste die Demo aufgrund von antifaschistischen Sitzblockaden umgeleitet werden. An den Protest gilt es anzuknüpfen und diese weiter zu entwickeln!

Was werden wir tun?

Am Samstag, den 28. Juni wollen wir möglichst viele Menschen dazu bewegen mit uns gemeinsam in der Stuttgarter Innenstadt gegen diese rechte Allianz zu protestieren! Wir wollen einen politisch breit aufgestellten, vielfältigen aber auch entschlossenen Protest. Wir werden uns konkret gewaltfrei der homophoben Demo in den Weg stellen und keine Diskriminierungen dulden!

Bei uns sind alle willkommen, die etwas gegen diesen rechten Aufmarsch unternehmen wollen. Seid kreativ, macht euch Überlegungen und informiert euch über Neuigkeiten!

Am 28. Juni gilt: Rechte Allianzen verhindern! Anlaufpunkt für Gegenproteste: 13:30 Uhr Stauffenbergplatz

UnterstützerInnen:

Netzwerk gegen Rechts Stuttgart

Antifaschistische Aktion [O] Villingen-Schwenningen

GRÜNE JUGEND Baden-Württemberg

VVN-BdA Kreisvereinigung Esslingen

(Stand 14.06.2014)

Ihr möchtet den Aufruf auch unterstützen? Dann schreibt eine Mail an kontakt@ngr-stuttgart.de

Via: Netzwerk gegen Rechts Stuttgart

Kein (Bürger-)Krieg in der Ukraine!

20. Juni 2014

web_115734Mit einem von BRD, EU und USA unterstützen Putsch, der vor allem von faschistischen Kräften durchgeführt wurde, ist die gewählte Regierung der Ukraine zu Fall gebracht worden. Es folgten Terror gegen Linke und die Unterdrückung der russischsprachigen Menschen im Osten des Landes. Schnell wurde die Ukraine von den westlichen Regierungen für pleite erklärt und der IWF eingeschaltet, der nun mit einer ähnlichen sozialen Schocktherapie droht wie in Griechenland.

Gegen diese Politik hat sich vor allem im Osten des Landes Widerstand entwickelt. Hier droht im Bergbau und der Schwerindustrie ein massiver Stellenabbau. Dieser Widerstand soll nun mit der neuen Nationalgarde, die aus Faschisten des „Rechten Sektors“ gebildet wurde, gebrochen werden. Das Pogrom von Odessa, das Massaker von Mariopul und die Bombardierung von Wohnvierteln zeigen dies deutlich auf. Die NATO-Staaten verfolgen das Ziel ihren Einfluss nach Osten auszuweiten und bauen dabei auf eine teilweise faschistische Regierung. Russlands Interessen stehen denen der NATO-Staaten entgegen. Daher versucht Russland eine Ausweitung des Machtbereichs der NATO zu verhindern, um so seinen eigenen Einflussbereich zu verteidigen.

Die Leidtragenden solcher Interessenkonflikte ist immer die jeweilige Bevölkerung. Daher gilt es sich weder auf die Seite Russlands zuschlagen noch auf die der NATO-Staaten. Vielmehr sollten wir die Rolle Deutschlands und die dadurch einhergehende Verschärfung des Konfliktes aufzeigen und anprangern!

Kommt zur Kundgebung am Samstag den, 21. Juni 2014 um 14 Uhr Königstraße, Ecke Marstallstraße in Stuttgart!
Zeigen wir unsere Solidarität mit den Verfolgten in der Ukraine – Machen wir deutlich, dass wir mit der Rolle Deutschlands nicht einverstanden sind!

Stoppt die Zusammenarbeit der deutschen Regierung mit den ukrainischen Faschisten!
Wir widersetzen uns der Lügenpropanda der Politiker/innen und der Medien!
Solidarität mit den Opfern faschistischer Gewalt und dem antifaschistischen Widerstand!
Sofortiger Stopp aller Kampfhandlungen!
Verhandlungen unter Einbezug aller Beteiligten!

UnterstützerInnen:
Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart, Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart und Region (AABS), Arbeitskreis Internationalismus Stuttgart (AKI), DKP Stuttgart, Die Linke KV Stuttgart, Gruppe Arbeitermacht, Offenes Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart (OTKM), Revolutionäre Aktion Stuttgart, Sozialistische Alternative Stuttgart, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e. V.) Kreisvereinigung Esslingen, Young Struggle Stuttgart

Verwaltungsgericht hebt Auflagen des Landratsamts Meißen auf – Demonstration darf zur “Deutschen Stimme” ziehen

19. Juni 2014

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Die Demonstration ”Deutsche Stimme verstummen lassen” darf in Hör-und Sichtweite des Sitzes “Der Deutschen Stimme” der NPD in der Geschwister-Scholl-Straße stattfinden. Damit gab das Verwaltungsgericht Dresden der Beschwerde des Anmelders der Demonstration recht. Das Landratsamt hatte zuvor die Auflage erlassen, dass die Abschlusskundgebung in etwa 1 Kilometer Entfernung stattfinden dürfe. Begründet hatte sie dies kurz und knapp mit “Brandschutz”.

Der Demonstrationszug eines breiten Bündnisses von Gegner_innen der Neonazipartei darf demnach bis zur Ecke “An der Obstplantage ” laufen. Das ist kurz vor der Geschäftsstelle der Deutsche Stimme. Danach findet die Abschlusskundgebung am Beginn der Geschwister-Scholl- Straße, am Mahnmal für die “Weiße Rose” der Widerstandsgruppe gegen des NS-Regime, der die von den Nazis 1943 ermordeten Geschwister Hans und Sophie Scholl angehörten, statt. Wir freuen uns auch auf den Beitrag der Band” Feine Sahne Fisch Filet” zur Abschlusskundgebung.

Wir freuen uns, dass die skandalösen Auflagen des Landratsamtes vom Tisch sind, die eine unzumutbare Beschneidung des Rechts auf Meinungsäußerung und des Demonstrationsrechts beinhaltet hatten. Das ist eine gute Entscheidung für die Zivilgesellschaft von Riesa und alle Gegner_innen von Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus.
Wir sehen unser Engagement auch als “Brandschutz” gegen die geistigen Brandstifter der NPD an.

Der Auftakt der Demonstration ist ab ab 12 Uhr an der Glogauer Straße, nähe Riesapark und setzt sich ab 13 Uhr in Bewegung.

Deutsche Stimme“ verstummen lassen!

Keine Ruhe für Nazis & Rassisten!

Quelle: VVN-BdA

Bundeskongress der VVN-BdA tagte in Frankfurt am Main

8. Juni 2014

Antifaschisten berieten in ernster Lage neue Aufgaben

Zu den zahlreichen Aktionen für den Frieden in der Ukraine und den Frieden mit Rußland, die am Wochenende in der gesamten Republik stattfanden, ist auch der 5. Bundeskongress der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten mit über 200 Teilnehmern zu rechnen, der gleichzeitig im Haus Gallus in Frankfurt am Main tagte. Vor den 158 Delegierten der rund 6.300 Mitglieder der traditionsreichen ältesten antifaschistischen Organisation verurteilte die fast einstimmig wiedergewählte Bundesvorsitzende Cornelia Kerth die Rolle der führenden Bundespolitiker in der gegenwärtigen gefährlichen Krise. Diese Politiker wie auch führende Medien „verleumden all jene, die aus der Geschichte des deutschen Militarismus, aus Vernichtungskrieg und Holocaust den Schluss gezogen haben, daß die Verantwortung Deutschlands aus seiner Geschichte nur Zurückhaltung sein kann, ganz besonders militärische.“ Die in Europa entstandene gefährliche Lage „hat viele Dimensionen, von der Aneignung des Volksvermögens durch ‚Oligarchen’ und ihre Folgen über die Förderung jeder Art von Nationalismus durch sämtliche Regierungen der Region seit Ende der Sowjetunion bis hin zum politischen Vorstoß von EU und NATO bis an die Grenzen Rußlands“. Unerträglich sei die „anti-russische Hetze in nahezu allen Medien“, die an Zeiten des Kalten Krieges erinnere.

Der neugewählte Bundessprecherkreis der VVN-BdA (von li. nach re. ): Ulrich Schneider, Conny Kehrt, Regina Girod, Regina Elsner, Axel Holz, Ulrich Sander (Bild: r-mediabase.eu-jovofoto)Der Kongress bekräftigte die Notwendigkeit des Zusammengehens und der verstärkten Aktivitäten der Friedensbewegung, der Gewerkschaften und der antirassistischen/antifaschistischen Bewegungen. Er wurde als große Zukunftswerkstatt durchgeführt, so daß alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich zu den vielfältigen Politik- und Arbeitsfeldern der Vereinigung äußern konnten. Nach dem Erfolg der Organisation, mit der Kampagne „NoNPD“ zur Bundestagsinitiative gegen die NPD beigetragen zu haben, steht die Aufklärungsarbeit über den Rechtspopulismus etwa der deutschnationalen „Aktion für Deutschland“ mit ihren antidemokratischen und fremdenfeindlichen Positionen ebenso auf der Agenda wie die breite antifaschistische Bildungsarbeit. Mit einer neuen Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ wird die VVN-BdA in Schulen und in der gesamten Öffentlichkeit dazu ihren Beitrag leisten. Die Ausstellung wurde mit starker Zustimmung im traditionsreichen Haus Gallus zum ersten Mal gezeigt. In dieser Stätte des Auschwitz-Prozesses tagte die Konferenz. Sie war mit einer Peter-Weiß-Lesung eröffnet worden.

Die VVN-BdA warnte vor der großen Zahl untergetauchter gewalttätiger Nazis, denn auch nach dem bisherigen Verlauf der Untersuchungen zum „Nationalsozialistischen Untergrund“ sind wichtige Fragen noch nicht geklärt. Sprecher von Mitgliedsverbänden der Föderation der Widerstandskämpfer FIR nahmen am Kongress des FIR-Mitgliedsverbandes VVN-BdA teil. Sie machten bei einer Podiumsdiskussion am Vorabend der Konferenz im gut gefüllten Saal des Hauses auf die gewachsene Gefahr seitens der Rechtskräfte im EU-Bereich aufmerksam. In Frankreich, Griechenland, den Niederlanden und Ungarn – von dort kamen die Gäste –wurde durch die EU-Wahlen in vorher nicht gekanntem erschreckendem Ausmaß diese Tendenz sichtbar. Der Rassismus der „Festung Europa“ wurde unter die Anklage der Antifaschisten gestellt, ebenso der wachsende Antiziganismus.

Mit starkem Beifall und bewegenden Gesten wurde Prof. Heinrich Fink, der langjährige Bundesvorsitzende der VVN-BdA verabschiedet und gleichzeitig zum Ehrenvorsitzenden bestimmt. Mit Heinrich Fink und Esther Bejarano wird es nun zwei Persönlichkeiten in dieser Ehrenfunktion geben. Außer Cornelia Kehrt aus Hamburg wurde Dr. Axel Holz (Schwerin) zum Bundesvorsitzenden gewählt. Neben den Bundesvorsitzenden und der wiedergewählten Bundesschatzmeisterin Regina Elsner (Hoyerswerda) gehören auch künftig Dr. Regina Girod (Berlin), Ulrich Sander (Dortmund) und Dr. Ulrich Schneider (Kassel) dem Bundessprecherkreis, dem Bundesvorstand der VVN-BdA, an, der von elf auf sechs Personen verkleinert wurde. Bestätigt wurden die von den Mitgliedsorganisationen und Landesvereinigungen benannten Mitglieder des Bundesausschusses. Dieser bekommt einen Haufen Arbeit, denn ihm wurden zehn Anträge zur Behandlung überwiesen, die auf Grund des durch die neu entstandene dramatische Situation erfolgten umfassenden Diskussionsbedarfs der Delegierten nicht mehr in Frankfurt behandelt werden konnten. Der Bundesausschuss wird am 5. und 6. Juli in Magdeburg zusammentreten. Vorher, am 21. Juni, beabsichtigen zahlreiche VVN-BdA-Aktivisten in Riesa zu einem Aktionstag gegen die NPD und ihr Organ „Deutsche Stimme“ zusammenzukommen.

Eine Opferorganisation erfindet sich neu (Kommentar)

Nicht dass der Name „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ in Frage gestellt wurde. Und auch der Zusatzname – seit 1972 „Bund der Antifaschisten“, der die generationsübergreifende Rolle der größten und ältesten Opferorganisation verdeutlicht – wird bleiben. Denn die Verfolgten brauchen weiterhin ihren Fürsprecher. Und dazu zählen die 2. und 3. Generation der Hinterbliebenen und die niemals entschädigten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen. In einigen Bundesländern nennen sich die entsprechenden Gruppen innerhalb der VVN-BdA „Kinder des Widerstandes“.

Es trifft sich gut, dass der deutsche Bund der Antifaschisten keine nationale Herkunftsbezeichnung hat. Angesichts der heutigen ernsten Lage, die ja nicht wie ein böser Traum wieder weggewischt werden kann, muss die Vereinigung immer internationaler und immer mehr zum Bund der Antifaschisten wie auch der Antimilitaristen werden. Sie muss sich immer mehr mit ihren Partnern im EU-Bereich verbünden, die nach der EU-Wahl wie wir ziemlich fassungslos auf das Ergebnis – besonders in Frankreich – blicken.

Auf dem Bundeskongress der VVN-BdA vom 30.5. bis 1.6.14 im ebenfalls traditionsreichen Haus Gallus, wo der Auschwitzprozess stattfand, wurde für Beobachter erkennbar: Diese Vereinigung erfindet sich neu, ohne das Vermächtnis ihrer Gründer zu vernachlässigen.

Kaum eine Delegierte oder kaum ein Delegierter ist noch im Krieg geboren. Nur sechs hatten Emigration und Verfolgung vor 1945 zu erleiden, allerdings auch eine nicht ermittelte und nicht unbeträchtliche Zahl lernte politische Verfolgung nach 1950 – Blitzgesetze des Dr. Adenauer und FDJ- wie KPD-Verbot – kennen. Internationaler wird die Organisation infolge ihres Auftrages, im Lande für die Opfer von Rassismus und Antiziganismus einzutreten. Zugleich erfordert die internationale Rolle Deutschlands eine demokratische und friedliche Antwort. Die ökonomische Dominanz Deutschlands in der EU hat dieses Land zum Ausbeuter von Millionen gemacht. Zugleich ist Deutschland führend dabei, die EU zu einem militärischen Block zu machen. In der Ukrainekrise versieht Deutschland für die Nato sogar militärische Vorreiterdienste. Während der Bundestag das Verbot der NPD beim Bundesverfassungsgericht beantragt hat, bemüht sich die Bundesregierung um eine „Stabilität“ in der Ukraine, die auch Abstützung durch faschistische Kräfte erfährt. Im Lande die NPD verbieten und in Europa die Faschisten hoffähig machen, das ist gegenwärtig die Rolle dieses Landes!

Viele Menschen in aller Welt haben Anlass, voll Sorge und Zorn auf dieses Land zu blicken. Da wird auch die Verantwortung der Antifaschisten Deutschlands größer, eine Rolle als solidarische internationalistische Kraft einzunehmen. Ansatzweise, aber auch noch sehr ausbaufähig, wurde diese Rolle auf der VVN-BdA-Konferenz erkannt und angenommen.

Ulrich Sander

Siehe auch:

Politischer Bericht Bundeskongress 2014
http://www.vvn-bda.de/politischer-bericht/

Alles zum BuKo: http://www.vvn-bda.de/category/buko/2014/

Bundeskongress VVN-BdA – neuer Vorstand gewählt
http://www.kommunisten.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5041:bundeskongress-vvn-bda–neuer-vorstand-gewaehlt&catid=76:ausserparlamentarisches&Itemid=153

Autoritärer Kapitalismus: Europäische Antifaschisten diskutierten Ursachen des Stimmenzuwachses für extreme Rechte bei den Europawahlen. »Komitee der Wachsamkeit« gefordert
http://www.jungewelt.de/2014/06-04/054.php

5. Bundeskongress VVN-BdA 2014
http://www.r-mediabase.eu/projekt-veranstaltung/projekt-und-veranstaltung/5-bundeskongress-vvn-bda-2014

VVN Bundeskongress 2014-Rechtspopulismus in Europa
http://www.r-mediabase.eu/projekt-veranstaltung/politik-und-gesellschaft/vvn-bundeskongress-2014-rechtspopulismus-in-europa

Quelle: VVN-BdA NRW / Ulrich Sander

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